„Ist hier was passiert?“, fragt ein Junge seinen Vater.
„Ich weiß nicht. Kann aber nicht so schlimm sein, die hatten ja kein Blaulicht an.“
„Wer ist das überhaupt?“
„Na das THW! Die helfen, wenn was passiert ist. Ungefähr so wie die Feuerwehr.“
Nein, passiert ist nichts. Noch nicht. Die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) haben zu einer Unterrichtseinheit geladen und die THW-Ortsverbände aus Köln und dem Kölner Umland folgten gerne dieser Einladung. Thema ist der Aufbau der Hochwasserschutzwände, heute mal im Bereich der Kölner Altstadt. Vater Rhein in seinem Bett schaut uns gelassen zu. Gabelstapler befördern das Material aus der Deutzer Brücke. Aus der Deutzer Brücke? Richtig, unter der Brücke befindet sich eines von mehreren Lagern in Köln, in denen die StEB das Material für den Hochwasserschutz bevorratet. Und da hier ein paar Gabelstapler ausreichen, um alles vor Ort zu bringen, was die fleißigen Frauen und Männer in Blau benötigen, wurde die Ausbildung hierhin verlegt.
Begonnen wird mit einer kurzen Einweisung des verantwortlichen Abteilungsleiters der StEB. Der Abschnitt, der heute aufgebaut wird, wird im Ernstfall nicht vom THW gebaut, sondern von anderen Einheiten. Aber das System ist grundsätzlich überall gleich.
Die THWler teilen sich in kleinere schlagkräftige Trupps auf, so wie wir es gewohnt sind. Jeder Trupp bekommt einen Einsatzabschnitt zugewiesen und los geht’s. Schnell sind die Öffnungen für die Stützpfeiler freigelegt, schon rattern Stromaggregate und Schlagschrauber und zügig kann man erkennen, wo die Hochwasserschutzwand für die Kölner Altstadt verlaufen wird. Nach den Pfeilern werden Querbalken aus Aluminium in die Zwischenräume eingelegt und mit Spannschrauben fixiert. Flugs wächst die Wand in die Höhe. Passanten und Touristen bleiben erstaunt stehen, hier und dort sehen sich die THWler im Focus von Digitalkameras. Das ist natürlich ein Schauspiel, das einem Besuch in Köln die touristische Krone aufsetzt. Wann sieht man schon mal eine Horde in blauen Uniformen aus nächster Nähe im Einsatz. Wir sind heute DIE Attraktion auf der Rheinpromenade.
„Entschuldigung, was machen Sie hier?“, werden wir freundlich von einem älteren Herrn gefragt.
„Wir bauen eine Hochwasserschutzwand auf.“
„Hochwasser? Oh Gott, ist es wieder so weit? Aber so hoch ist der Rhein doch noch gar nicht!“ Sein Blick wandert Richtung Wasser.
„Nein, keine Sorge, wir üben nur für den Ernstfall.“
„Ach so.“ Erleichterung spiegelt sich in seinen Augen.
„Darf ich denn ein paar Fotos machen?“
„Natürlich, gerne!“
Nach einer Stunde schweißtreibender Arbeit kommt das ersehnte Kommando: „Rückbau!“.
So schnell, wie die blanke Aluwand in die Höhe gewachsen ist, verschwindet sie auch wieder, als würde sie einfach im Boden versenkt. Kurz vor 13 Uhr ist alles vorbei. Die Stapler fahren die letzten Rungen in die Brücke, die Helfer versammeln sich zu einer kurzen Verabschiedung, und schon starten die Kraftfahrer ihre Blaulicht-LKWs und MTWs. So geheimnisvoll, wie das THW aufgetaucht ist, verschwindet es auch wieder in alle Richtungen. Zurück im Sonnenschein bleiben erstaunte Passanten und eine noch trockene Kölner Altstadt. Keine Sorge, wir sehen uns wieder. Spätestens beim nächsten Hochwasser.